Trophäen des Alltags I.+II., 1997/98, Video 3 Min./10 Min.
Ihre Bildsprache entwickelt Ella Raidel ausgehend von vorgefundenem Bildmaterial. Damit löst sie in ihrer Videoarbeit „Trophäen des Alltags“ die Grenzen von Intimität und Voyeurismus auf. Menschen und Landschaften blitzen kurz auf, um dann im Sog der Bilder zu verschwinden.
Das Video hält den Prozess fest, in dem Bilderketten aus den Maschinen von Großfotolaboren aus Österreich und Kanada am Ende zu Einzelbildern geschnitten werden. Durch die ruckartige Automatik des Fließbandes wird die Reihe der Einzelbilder zu kurzen Filmsequenzen. Irritation entsteht, wenn der Film bei einem x-beliebigen Foto unverhofft abstoppt.
Auf zwei Monitoren wird in einer parallelen Abfolge österreichisches und ein kanadisches Fotolabor gezeigt. Neben der kulturellen Differenz der Aufnahmen, Landschaften und Jahreszeiten läuft das Band in verschiedene Richtungen und verstärkt die Sogwirkung der Bilderflut. Im Prozess der Fotoentwicklung werden die Bilder auf langen Fotopapierschlangen belichtet, durch die Entwicklungsbäder geschleust und am Ende geschnitten. Die Bewegung der Aufnahmen wird durch die Maschine bestimmt, an der eine Angestellte arbeitet, die den Prozess von Zeit zu Zeit anhält und die Fotos verpackt. Im schnellen Tempo zieht die Maschine hunderte von Bildern aus privaten Welten von Menschen vorbei, mal in richtiger Lage und mal auf den Kopf gestellt, um bei einer Aufnahme abrupt zum Stillstand zu kommen. In der letzten Produktionsstufe werden die entwickelten Fotos in Richtung Schneidemaschine bewegt, begleitet vom Stakkato der Schneidevorrichtung. Die vorbei schießenden Fotos ergeben eine serielle Bildabfolge. Die Aufnahmen sind ohne direkten erkennbaren inneren Zusammenhang. Bilder von Babys und Kindern erscheinen als dominierende Sujets neben Motiven von Urlaub, Hochzeit und Weihnachtsfeiern. Die zufällige Auswahl und vermeintliche Neutralität der Bilder stammen für Raidel „aus einer einzigen großen Erinnerungsmaschine“.
Family Trophies I.+II., Video 3 Min./10 Min.
Photographs that were made in private practice are gathered together in big photolabs. During the process of developing films to photomaterial, they are joined together and form an endless loop, that sluiced through developing liquids and through drying and cutting machines. Peoples private photographs are ranked, although actually they do not have any relation to each other.However still, there is the same mode of visioning. The photographs seem to come out of only one big memory machine. Again and again the same picture return, taken by independent individuals – a collective perception of the world. In the photolab, cutting machines are the last station pictures have to pass. The video camera is directed towards a photo belt – a section is selected. Pictures rush past high speed, but somehow the spectator is still able to sense, what these fragments actually mean to reveal. Finally, the belt stops at one random shot. The series of several distinct pictures transform into a film strip.
Distributed by Sixpackfilm Vienna
Me and My Identity, Salzburger Kunstverein 1999
Galerie Kai Hilgemann Berlin, 2001